"Die drei Marien": Menschwerdung als Andachtsbild – Neue Überlegungen zu Grünewalds Isenheimer Altar
DOI:
https://doi.org/10.5617/acta.5537Keywords:
Iconography, Art history, Renaissance art, Mary Blessed Virgin, Saint,Abstract
Der Aufsatz plädiert für ein neues Verständnis der Inkarnationsszene des Isenheimer Altars und erörtert einige sich daraus für die Interpretation eröffnende Perspektiven.Gestützt auf die Forschungsgeschichte, wird die Ansicht vertreten, dass es sich bei der im Tabernakel knienden Frauengestalt höchst wahrscheinlich um die Jungfrau Maria in Erwartung ihrer Niederkunft handelt und dass Christian Lerse mit seiner ursprünglichen Vorstellung, bei der Tabernakelszene handele es sich um eine Vision der Muttergottes bei Betrachtung des Neugeborenen, recht hatte. In Weiterführung dieser Überlegungen wird die Frauengestalt in der Mitte der blauen Aureole oben im Tabernakel als Maria aeterna bestimmt, ausgehend von der Tatsache, dass sie in der gleichen Weise gekennzeichnet ist wie die schwangere Maria, nämlich mit einer Flammenkrone, einer Aureole und in Andacht dem Neugeborenen in den Armen seiner Mutter zugewandt. Danach wird deutlich, dass jeder der drei Engel des sogenannten „Konzerts“ für eine der drei Marien spielt. Die Implikationen dieser Interpretation werden erörtert, in erster Linie die neue Betonung des Prozesses,
der die Jungfrau zur Muttergottes werden lässt, und seine Bedeutung für den Betrachter.
Ausserdem werden Strategien für eine weiterführende Interpretation nicht allein der Grünewaldschen
inventio, sondern auch seiner Formsprache, seiner elocutio, vorgschlagen, wobei zugleich
die Möglichkeiten historischer Interpretationen an sich erwogen werden.
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